Wussten Sie, dass eine einzelne E-Mail zwischen 0,03 und 50 Gramm CO2-Emissionen verursacht?1 Laut „The Shift Project“2 ist die Digitalisierung bereits für vier Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich – Tendenz steigend. Viele Menschen unterschätzen, welche ökologischen Auswirkungen jede Form von digitaler Kommunikation hat. Besonders deutlich zeigt sich das bei der Frage „Papier oder papierlos?“:
Die meisten gehen davon aus, dass papierlose Kommunikation automatisch nachhaltiger ist. Denn es ist allgemein bekannt, dass Papier aus Holz bzw. Altpapier besteht und die Produktion mit Wasser- und Energieverbrauch sowie CO2 -Emissionen verbunden ist. Anders sieht es bei E-Mails, Apps und Co. aus: Die ökologischen Auswirkungen von digitaler Kommunikation sind deutlich komplexer und dadurch auch in der Wahrnehmung weniger präsent. Sie werden bei „papierlos“ häufig nicht mitgedacht.
Welche Kommunikation tatsächlich nachhaltiger ist, ist von Fall zu Fall unterschiedlich, hängt beispielsweise vom Nutzungsverhalten ab und lässt sich nicht immer eindeutig bewerten. Neben den ökologischen Auswirkungen spielt aber ein weiterer Faktor eine bedeutende Rolle: Papier und papierlos hat beides seine Stärken. Es gibt viele Anwendungen, für die digitale Medien besonders gut geeignet sind. Für andere bleibt Papier das Medium der Wahl.
Papier bringt beispielsweise kognitive Vorteile beim Lesen und Schreiben mit sich. Gerade längere Texte auf Papier sind deutlich besser zu verstehen als am Bildschirm – Menschen können sich beim Lesen von Papier leichter konzentrieren, das Gelesene besser verstehen und im Gedächtnis behalten, so das Ergebnis eines 2015-2019 großangelegten Forschungsvorhabens der Initiative E-READ3. Lesen auf Papier bleibt also auch – oder gerade – in einer zunehmend digitalen Welt wichtig. Das ist auch die Aussage der Stravanger-Erklärung4, in der sich 130 europäische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für intensives Lesen auf Papier aussprechen.
Eine 2021 durchgeführte Studie der Universität Tokyo5 belegt zudem, dass sich Menschen Notizen auf Papier besser einprägen können als auf dem Smartphone, Tablet & Co.
Mit seiner Optik, Haptik und sogar Akustik kann Papier darüber hinaus eine hohe Wertigkeit transportieren. Auch die Beständigkeit von Papier hebt sich von der Schnelllebigkeit der digitalen Welt ab.
Kurzum: Manchmal passt Papier einfach besser.
Papier ist ein Kulturgut, das die Menschen seit über 2.000 Jahren kennen und schätzen. Für die Kommunikation wird es auch weiterhin hochrelevant bleiben. Ebenso wenig wie das Fernsehen das Radio verdrängt hat, werden auch die digitalen Medien das Papier nicht ersetzen. Umso wichtiger ist es, bei Papier auf das nachhaltigste zu setzen:
Wenn Papier, dann Recyclingpapier mit dem Blauen Engel. Recyclingpapier spart in der Produktion im Vergleich zu Frischfaserpapier durchschnittlich 78 Prozent Wasser, 68 Prozent Energie und 15 Prozent CO2-Emissionen und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Entlastung der Wälder und zum Erhalt der Biodiversität.6
Durch die Nutzung von Altpapier als Rohstoff ist Recyclingpapier zudem ein Paradebeispiel für gelungene Kreislaufwirtschaft. Das gilt umso mehr, als dass eine Studie der TU Darmstadt von 2018 zeigt, dass Papierfasern fast unbegrenzt recyclebar sind.7
1 Carbon Literacy Project (2022): The Carbon Cost of an Email
2 The Shift Project (2019): Lean ICT – Towards Digital Sobriety
3 A. Mangen, B.R. Walgermo, K.K. Bronnick, UiS (2013): Reading linear texts on paper versus computer screen: Effects on reading comprehension
4 F.A.Z. (2019): Stravanger Erklärung
5 Umejima et al. (2021): „Paper Notebooks vs. Mobile Devices“.
6 UBA (2022): “Aktualisierte Ökobilanz von Grafik –und Hygienepapier”
7 H. Putz, S. Schabel, TU Darmstadt (2018): „Der Mythos begrenzter Faserlebenszyklen: Über die Leistungsfähigkeit einer Papierfaser“